Lebensraum Wald

Ökosystem Wald
Dieser Wald ist viel mehr als die Summe seiner Bäume. Schon jeder Baum ist ein kleines Ökosystem in sich und bildet als Wald ein großes Ökosystem. Der Wald ist Lebensraum für unzählige Pflanzen und Tiere. Diese leben insgesamt in Wechselbeziehungen, Symbiosen und Nahrungsketten.
Aber ein Wald ist noch viel mehr als man mit bloßem Auge sehen kann. Bäume kommunizieren miteinander über Duftstoffe (Terpene) in der Luft und über elektrische Impulse mittels Pilzfäden (Mykorrhizen) in der Erde. Die Pilzfäden übermitteln die elektrischen Signale der Bäume und vernetzen die Bäume so untereinander. Für ihre „Dienstleistung“ verbrauchen die Pilze bis zu ein Drittel der Zuckerproduktion der Bäume aus der Photosynthese. Für den Zucker, den die Pilze bekommen, geben sie Nährstoffe (Stickstoff und Phosphor) aus der Erde an den Baum ab. Außerdem schützen sie die Wurzeln, indem sie Schadstoffe (Schwermetalle) filtern.   

 

Wald und Klima
Wälder sind nicht nur Rohstofflieferant und Erholungsraum für Menschen, sondern auch ein bedeutender Faktor im Klimageschehen. Neben den Meeren haben die Wälder weltweit den größten Einfluss auf unser Ökosystem. Die vielen Schichten eines Waldes erfüllen wichtige Aufgaben. Über die Wurzeln und Waldböden wird Regenwasser gespeichert und gefiltert. Ein Quadratmeter Waldboden kann bis zu 200 Liter Wasser speichern. Die Blätter und Nadeln der Bäume filtern Schadstoffe aus der Luft, sie verwandeln Kohlendioxid in Sauerstoff. Beispielsweise produziert eine etwa 100 Jahre alte Buche jedes Jahr 4.600 Kilogramm Sauerstoff. Davon kann ein Erwachsener mehr als 13 Jahre lang atmen.


Der Wald gleicht Temperaturschwankungen aus und erhöht die Luftfeuchtigkeit. Da das Waldklima durch die geringere Sonneneinstrahlung und die höhere Luftfeuchte geprägt ist, sind die Lufttemperaturen dort im Sommer zwischen 3° und 8°C niedriger als im Freien. Jeder kennt es, sobald man an einem heißen Sommertag in einem Wald spazieren geht, spürt man die angenehme Kühle und kann durch den erhöhten Sauerstoffgehalt deutlich besser durchatmen. Der Wald wird deshalb von den Erholungssuchenden am stärksten als ursprüngliche Natur empfunden.

Der Wald lebt!
Der Wald war für die Menschen seit jeher Rohstofflieferant, Nahrungsquelle und Erholungsort. Von ursprünglicher Natur kann heute aber nicht mehr die Rede sein. Unsere heutige Waldlandschaft ist das Ergebnis vielfältiger historischer Nutzungen. Trotz einer seit Jahrhunderten auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Forstwirtschaft gibt es die Artenvielfalt von Urwäldern, die sich über Jahrtausende entwickelt hatte, in dieser Form nicht mehr.
Und doch: Der Wald lebt! In einer Hand voll Waldboden wachsen mehrere Kilometer Pilzfäden, in ihr gibt es mehr Lebewesen, als Menschen auf der Erde. Regenwürmer, Tausendfüßler, Amöben, Milben, Fadenwürmer, Springschwänze, Glockentierchen, Wimperntierchen, Bakterien und Pilze sorgen für den Abbau organischer Substanzen. Am Ende des Stoffkreislaufs können so die Nährstoffe aus dem toten organischen Material wieder für Pflanzen verfügbar gemacht werden.


Totholz gehört zum natürlichen Kreislauf im Wald. Es entsteht, wenn Bäume absterben und sich ihr Holz zersetzt. Viele, insbesondere auch seltene Arten sind auf diesen Lebensraum spezialisiert. Pilze, Flechten, Insekten und Vögel leben vom oder am Totholz und finden hier Nahrung, Unterschlupf und Brutgelegenheit. Totholz ist somit ein wichtiger Faktor für die biologische Vielfalt.
Nicht wenige Menschen wünschen sich heute, nach ihrem Ableben selbst in diesen "ewigen Kreislauf der Natur" einzugehen. Mit einer Urnenbeisetzung in einem Ruhewald ist diese Möglichkeit in einem würdevollen Rahmen gegeben - ein Gedanke, der insbesondere bei Naturliebhabern immer größere Zustimmung findet.

Der Ruhewald Wittnau
Der Ruhewald Wittnau liegt im gemeindeeigenen Wald im Hexental am Westrand des Schwarzwaldes. Auf guten Waldböden und unter günstigen klimatischen Verhältnissen gedeihen hier vor allem Buchen und Eichen, aber durch die Beimischung zahlreicher weiterer, einheimischer Baumarten ist ein außerordentlich artenreicher und vielfältiger Wald entstanden. Der heutige, rund 70-jährige Waldbestand entstand unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg nach Kahlhieben durch französischen Besatzer (sog. "Reparationshiebe"). Die Waldhütte steht auf dem Gelände einer früheren Baumschule, in der das Forstamt junge Bäume für die Wiederaufforstungen aufzog. Inzwischen vermehren sich die Bäume aber auch hier fast nur noch durch Samenfall auf natürliche Art.
Waldbesucher spüren sofort die besondere Lage des Waldes und die Harmonie, die dieser Ort ausstrahlt. Viele suchen sich hier bereits zu Lebzeiten ihren eigenen Bestattungsplatz in einem Wald, der die Bezeichnung 'Ruhewald' wirklich verdient.